Myxomyceten

Fuligo septica

Was sind Myxomyceten?

Myxomyceten oder Schleimpilze sind keine Echten Pilze, sondern eurkaryontische Einzeller mit weltweiter Verbreitung. Jedoch ähneln ihre Umweltansprüche denen der Echten Pilze. Denn sie sind auf eine sehr hohe Feuchtigkeit ihrer Umgebung angewiesen. Meist sind sie an schattigen Orten anzutreffen.

Das Leben der Myxomyceten

Erst wenn die Umweltbedingungen günstig sind, beginnt das Leben eines Schleimpilzes mit der Sporenkeimung. Es ist ein Einzelfall bekannt, bei dem es gelungen ist, 75 Jahre (!) altes Herbarmaterial zum auskeimen zu bringen. Aus einer Spore schlüpfen vier Amöben, die begeißelt oder unbegeißelt sein können. Diese leben eine Zeit lang selbstständig und können sich bei Eintreten ungünstiger Umweltbedingungen zu Mikrozysten verkapseln, um z. B. Trockenphasen unbeschadet zu überdauern und später wieder auszukeimen. Trifft eine Myxamöbe auf eine zweite kompatibele Amöbe, verschmelzen diese zu einer Zelle: der Zygote. Es sind jedoch Ausnahmen bekannt: Manche Schleimpilze können auch ohne sexuelle Vorgänge Fruchtkörper bilden. Nun kommt es zum Heranwachsen eines sogenannten Plasmodiums. Es finden zahlreiche Kernteilungen und eine Vermehrung des Zellplasmas statt, sodass eine riesige Zelle mit mehreren hundert Zellkernen entsteht. Das Plasmodium bewegt sich bei der Nahrungssuche kriechend auf dem Substrat. Auch in Form eines Plasmodiums haben Schleimpilze eine Lösung parat, um Trockenheit und Kälte bis zu 3 Jahre zu überdauern: Sie bilden Sklerotien, d. h. dickwandige Überdauerungsorgane, aus. Am Ende des Lebens eines Schleimpilzes steht die Fruchtkörperbildung. Es entstehen spezifische sporenbildende Strukturen, anhand derer man die Arten differenzieren kann. Die Sporen werden schließlich durch Wind, Wasser und Tiere, vor allem Insekten (z.B. Springschwänze) und Spinnentiere (v.a. Milben) verbreitet.

 

Myxomyceten sind auf sehr hohe Feuchtigkeit angewiesen. Sind sie im Innenraum anzutreffen, sollten alle Alarmglocken läuten! Wo sie anzutreffen sind, sind Bakterien, Algen und Pilze nicht fern!

Trichia sp. - Fruchtkörper

Ernährungsweise

Gefressen werden Bakterien, Hefezellen, einzellige Algen, Pilzsporen und –partikel sowie andere Amöben. Sogar ganze Pilzfruchtkörper werden verschlungen. Es geht aber auch anders herum: Für diverse Schimmelpilze sind Myxomyceten ein gefundenes Fressen (z. B. Verticillium rexianum, Gliocladium album).Es haben sich sogar Spezialisten entwickelt, die ausschließlich auf Schleimpilzen vorkommen.

Welche Myxomyceten findet man im Innenraum?

Myxomyceten, die hin und wieder in Gebäuden nachgewiesen werden sind: Reticularia lycoperdon, Fuligo septica, Brefeldia maxima, Stemonitis spp., Trichia spp.. Sie beeinträchtigen die Holzfestigkeit nicht. Aufgrund ihrer Ökologie sind sie jedoch häufig mit Holz abbauenden Pilzen vergesellschaftet. Wenn bei alten Fäulnisschäden keine Holz zerstörenden Pilze mehr nachweisbar sind, ist es möglich, dass diese bereits den Schleimpilzen zum Opfer gefallen sind und verdaut wurden.

Hin und wieder sind auch dunkle Kriechspuren der Plasmodien wahrnehmbar, welche bei oberflächlicher Betrachtung mit Strangmyzelien von Kellerschwämmen (Coniophora spp.) verwechselt werden können.